Poldark - Von Anbeginn des Tages by Winston Graham

Poldark - Von Anbeginn des Tages by Winston Graham

Autor:Winston Graham [Graham, Winston]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
veröffentlicht: 2016-05-03T22:00:00+00:00


8

Wenn der Lord Lieutenant der Grafschaft eine Versammlung mit seiner Anwesenheit beehrte, so war dies eine bedeutsame Versammlung. Denn der Lord Lieutenant vertrat den König, und alles Bedeutsame und auch weniger Bedeutsame ging von ihm aus. Genauer gesagt, was von ihm ausging, das waren die Ernennungen zum Amt des Friedensrichters – und dieses Amt verlieh seinem Besitzer unbestrittene örtliche Gewalt. Darum war der Lord Lieutenant ein sehr gesuchter und begehrter Mann, vor dem man herumscharwenzelte und katzbuckelte.

Demelza hatte den Saal kaum betreten, als sie schon Andrew Blamey erblickte. Er hatte ein ruhiges Plätzchen gewählt, von wo aus er die Tür im Auge behalten konnte, und sie wusste, dass er nach Verity Ausschau hielt. Ihr Herz begann zu klopfen, denn Verity kam mit Francis, und das konnte Ärger geben.

Nach ihrem Aufenthalt bei den Warleggans hatte sie jetzt eine Vorstellung der Dinge, die nun kommen sollten. Die Ankunft der Leute, die gleich ihr dort Gäste waren, gab ihr die nötige Zeit, um wieder Halt zu finden. Überdies war es äußerst vergnüglich und auch beruhigend, die Menschen zu begrüßen und von ihnen begrüßt zu werden, die sie eben erst kennengelernt hatte. Joan Pascoe sprach sie an und stellte ihr einen jungen Mann namens Paul Carruthers vor, der als Leutnant in der Marine diente. Dr und Mrs Choake waren da, hielten aber Distanz. Ganz unerwartet machte sich Patience Teague an sie heran; Demelza fühlte sich sehr geschmeichelt, bis sie zu argwöhnen begann, dass sie das nur tat, weil sie, Demelza, zu George Warleggans Gesellschaft gehörte. Dann drängte sich, unentwegt blinzelnd, ein dicker blasser Mann namens Sanson vor – den sie bei den Hungerkrawallen gesehen hatte – und verwickelte Ross in ein Gespräch. Es war von einem Spielverlust die Rede, den er erlitten hatte. Ehe sie sichs versah, waren sie voneinander getrennt.

Sie war von Leuten umgeben, die sie nicht oder nur oberflächlich kannte. Sir Hugh war da und John Treneglos und ein Mann namens St. John Peter, besser aussehend als die anderen und jung. Einige redeten auf sie ein; sie antwortete ihnen zerstreut und wandte ihre Aufmerksamkeit anderen Dingen zu. Wer von den Herren war der Lord Lieutenant, wie schafften sie es, dass so viele Kerzen so gleichmäßig brannten, wie sollte sie es anstellen, an Ross’ Seite zurückzukehren, war Andrew Blamey aus seiner Ecke hervorgekommen, was für Blumen waren dort in den großen Vasen, war ihr Kleid nicht verdrückt, würde sie mit den hochgesteckten Haaren überhaupt tanzen können?

Sie musste etwas zu trinken haben, so viel war sicher. Die drei Gläser Portwein bei den Warleggans hatten sie in gute Stimmung versetzt und ihr Selbstvertrauen gehoben, aber das Selbstvertrauen begann allmählich zu schwinden.

Plötzlich ließ die Kapelle ein wirbelndes Geräusch ertönen, und sogleich verstummte der Lärm, so als hätte man ihn mit einem Lappen von einer Tafel gewischt. Die Leute erhoben sich und nahmen eine steife Haltung an, und erst jetzt wurde Demelza klar, dass sie »God save the King« spielten. Sehr bald stimmten alle ein und sangen aus voller Kehle mit. Kaum war es vorbei, schwoll der Lärm abermals an und füllte den Saal.



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